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Der Bestand der Trachtenmusikkapelle Lessach wird nach heutigen Kenntnissen auf 1800 datiert. Aufgrund der intensiven Nachforschungen vom Autor des Salzburger Blasmusikbuches DDr. Manfred König aus Saalbach, ist der Ursprung der Trachtenmusikkapelle Lessach jedoch wesentlich früher anzusiedeln. Sie ist damit eine der ältesten Musikkapellen des Landes Salzburg.
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Bei dieser Art von Musikkapelle Anfang des 18. Jahrhunderts dürfte es sich vermutlich um einen Spielmannszug, bestehend aus Pfeifern, verschiedenen Schlaginstrumenten und Trompetern, gehandelt haben, welcher die Aufgabe hatte, die örtliche Schützengarde marschrhythmisch zu begleiten. Diese ‚türkische Besetzung‘ mit Schalmeiinstrumenten und viel Schlagzeug war unserer heutigen Harmoniemusik nur annähernd angepasst und hatte den Zweck, bei diversen Aufmärschen und Paraden viel Lärm zu machen.
In dieser Zeit kam es im ganzen Land Salzburg zunehmend zu Gründungen von Musikkapellen, Bauernkapellen und dgl., die schon im Namen ihr militärisches Vorbild verleugnen. Dass dieses Abstandnehmen vom Militarismus in Lessach nicht der Fall war, bezeugt die Tatsache, dass sich die Musikkapelle Lessach bis zur Anschaffung ihrer Tracht im Jahre 1977 immer „Schützenmusikkapelle Lessach“ nannte. |
Der Bestand einer Musikkapelle Lessach anfangs des 19.Jahrhunderts wird schon durch die beidseitig bemalte Metalltafel im Gasthaus 'Schwaigerwirt' belegt, welche eine Schützenmusik in ihrer heutigen Schützenuniform und einer erweiterten, türkischen Besetzung mit Schellenbaum (im Volksmund ‘Chineser’ genannt), Kleiner Trommel, Großer Trommel, Becken, zwei Klarinetten, Querpfeife aus Holz, Tuba oder Ophikleide ebenfalls aus Holz, Naturhorn und Trompete zeigt. Auf der Rückseite ist die Hl. Cäcilia, die Schutzpatronin der Orgelspieler und Musiker abgebildet. Die Tafel wurde vom Salzburger Museum Carolino Augusteum restauriert und in das Jahr 1830 datiert. |
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Historische Schützenkompanie & Schützenmusikkapelle Lessach um 1901 |
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Ein weiterer Beweis des Bestandes der Musikkapelle Lessach ist in jenem Ölgemälde zu finden, welches die Fahnenweihe der Schützengarde Tamsweg im Jahre 1864 darstellt. Darauf ist die Musikkapelle Lessach in ihrer heutigen Schützenuniform dargestellt.
Eine bedeutende Rolle beim Aufbau der Musikkapelle Lessach zu Beginn des 19.Jahrhunderts spielte die instrumentale Volksmusik und hier wiederum speziell die Tanzmusik. Es ist uns von Vorfahren überliefert, dass die Musikkapelle Lessach, insbesondere die zusammengestellte 'Tanzl-Musi' relativ weit in den angrenzenden Bundesländern unterwegs war, um bei gegebenen Anlässen, wie z.B. Faschingsveranstaltungen und Hochzeiten, aufzuspielen. Diese Aktivitäten wurden bis in die Mitte des 20.Jahrhunderts beibehalten.
Besonders förderlich für die Kapelle war die im Jahre 1867 eingeführte Versammlungsfreiheit, die öffentliche Belustigungen, Hochzeitszüge, Volksfeste und religiöse Veranstaltungen von den damals strengen, gesetzlichen Bestimmungen ausnahm. Damit waren letzte, bedeutende Schranken gefallen, die dem Auftreten der Musikkapelle Lessach in der Öffentlichkeit bisher hinderlich waren.
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Diese sogenannte Gründerzeit begünstigte insbesondere auch die Gründung bzw. Reorganisation von Musikkapellen. Auch das Schützenwesen der früheren Jahrhunderte erlebte einen neuen Aufschwung - das militärische Element wurde jedoch nunmehr vom Gedanken der Traditionspflege ersetzt, wobei das Schwergewicht auf die musikalische Umrahmung und Begleitung von Veranstaltungen verlagert wurde.
Im Jahre 1887 übernahm Michael Sagmeister, Josephn-Bauer, die Stelle des musikalischen Leiters der Musikkapelle Lessach. Er war, abgesehen vom legendären Wenzl-Böhm, der erste namhaft überlieferte Kapellmeister. Die damaligen Ausrückungen beschränkten sich jedoch größtenteils auf kirchliche Veranstaltungen wie Prozessionen, Hochzeiten und Begräbnisse.
Selten kam es vor, dass sich die Musikkapelle Lessach an auswärtigen Veranstaltungen beteiligte. Eine große Ehre und ein großes Erlebnis stellte jedoch die Teilnahme der Musikkapelle und der Schützenkompanie Lessach am Festzug anlässlich des 60. Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef im Jahre 1908 in Wien dar. Bei diesem Festzug hatten die Lessacher die ehrenvolle Aufgabe, die Musikkapellen und Schützengarden des Landes Salzburg in Wien zu repräsentieren. |
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Musikkapelle Lessach um 1930 |
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Der Ausbruch des 1.Weltkrieges am 28.Juli 1914 bedeutete für die Musikkapelle Lessach einen bedeutenden Einschnitt. Die Rekrutierung der wehrfähigen Männer zur k.u.k.-Armee brachte die Kapelle praktisch zur Auflösung. In der Folge wirkten jedoch einige Musikanten während des Krieges in Bataillons- bzw. Regimentskapellen mit.
Die Heimkehr der kriegsgedienten Soldaten, sowie die allmähliche Besserung der Lage, beeinflusste das Blasmusikwesen in günstigster Weise, welches kriegsbedingt fast völlig zum Erliegen gekommen war - die Musikkapelle Lessach konnte den Spielbetrieb nach und nach wieder voll aufnehmen.
Vorkriegskapellmeister Michael Sagmeister, Josephn-Bauer, formierte die Kapelle neu, was nur unter schwierigsten Bedingungen möglich war, da zu dieser Zeit nur mehr 2 !! brauchbare Instrumente greifbar waren. Trotzdem kam es in relativ kurzer Zeit wieder zu den traditionellen Ausrückungen.
Kurz vor seinem Tod übergab Michael Sagmeister im Jahre 1920 die Leitung der Kapelle an seinen Sohn Michael, Lenzbauer, welcher dazu die erforderlichen Voraussetzungen hatte, da er während des Krieges in der damals berühmten Militärkapelle des k.u.k. Inf. Reg.59, dem Rainerregiment, als Bassflügelhornist nebst seinem Kriegseinsatz diente.
Nach 12 Jahren Kapellmeistertätigkeit übergab Michael Sagmeister die Stelle des musikalischen Leiters im Jahre 1932 an Leopold Planitzer, Scheuererbauer. |
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Musikkapelle Lessach im Demelfeld in den 30er Jahren |
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Fotobeschreibung:
1. Reihe v.l. Perner Peter (Hatzl), Lerchner Franz (Gambsn)
2. Reihe v.l. Zitz Josef (Assendl), Georg Sagmeister (Boan Schurl), Michael Fuchsberger, Holzer Johann (Demel Hans), Kplm Sagmeister Raimund (Urban), Löcker Alois, Kröllbauer, Stanislaus Zorco
3. Reihe v.l. Winkler Georg (Trattner), Doppler Johann, Perner Josef ("Kastl Sepp"), Wilhelm Jessner (Krug), Sagmeister Johann (Urban), Sagmeister Johann (Binggl od. Engelramer Hans) |
Anfang der Dreißiger Jahre kam es, dass die politischen Machthaber versuchten, bestehende Musikkapellen bewusst für politische Zwecke einzusetzen. In dieser Periode der allmählichen Machtübernahme durch die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) wurde Johann Holzer, Lessach-Au, 1938 Kapellmeister der Musikkapelle Lessach. |
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Musikkapelle Lessach 1938 in der Moosn-Au |
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Fotobeschreibung:
1. Reihe v.l. Purkrabek Othmar, Santner Josef (Boa)
2. Reihe v.l. Lerchner Franz, Winkler Matthäus (Jaga) Gappmaier Josef jun. (Weberl), Fuchsberger Michael, Dengg Maria (Schwaigerwirtin), Holzer Johann, Zitz Josef (Assendl), Doppler Franz, Pfeifenberger Georg, Holzer Josef (Knappn), Gappmaier Josef sen. (Weberl)
3. Reihe v.l. Sagmeister Josef (Engelramer), Sagmeister Johann (Binggl oder Engelramer Hans), Jessner Wilhelm (Krug), Hornig Johann (Göral), Zitz Matthias (Boan), Lerchner Johann (Gambsn), Hönegger Michael (Tromört), Wieland Matthias (Schmiedhofer), Brugger Johann (Veitl), Sagmeister Franz (Urban), Fanninger ??? („Schuster Gustl“), Fuchsberger Konrad (Pichler)
4. Reihe v.l. Schröcker Michael (Knappn), Kocher Jakob (Maxn), Kröll Alois (Monaco sen.), Jessner Johann („Gill Schani“), Lasshofer Matthias, Sagmeister Josef (Blasbacher)
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Am 1.September 1939 brach dann der 2. Weltkrieg aus. Fast alle wehrfähigen Mitglieder der Musikkapelle wurden im Laufe der fünfeinhalb Kriegsjahre in die Deutsche Wehrmacht eingezogen. Viele von ihnen mussten im Wahnsinn des Krieges ihr Leben lassen. Nur wenige Kapellen blieben während dieser Zeit bedingt spielfähig. Anfang 1945 kam der Spielbetrieb infolge der turbulenten Kriegsereignisse völlig zum Erliegen. Nur vereinzelt, wie auch in Lessach, spielten bei den zahlreichen Beerdigungen noch kleinere Besetzungen, in welchen bereits ausgeschiedene Musiker wieder zu den Instrumenten griffen.
Nach Heimkehr der Soldaten begann Kapellmeister Planitzer im Jahre 1945 sofort mit der Neuzusammenstellung einer Musikkapelle und Johann Holzer forcierte enorm die Jungmusikerausbildung.
Im Jahre 1947 übernahm abermals Johann Holzer die Kapellmeisterstelle und übergab sie im Jahre 1950 an Michael Fuchsberger. Warum in dieser Zeit so viele Kapellmeisterwechsel stattfanden, kann heute nicht mehr eruiert werden.
Im Herbst 1953 übernahm der damals erst 24-jährige Klarinettist Josef Macheiner, Schneidermeister, die Stelle des musikalischen Leiters der Musikkapelle Lessach |
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Wangelwegprozession 1951 |
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Münchenfahrt 1953 mit den ersten Marketenderinnen Sagmeister Maria u. Kocher Gisela |
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Prozession in den 50er Jahren |
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Im Jahre 1966 erfolgte die Umstellung von Hoher Stimmung auf Normalstimmung.
Im September 1967 bekam die Gemeinde Lessach mit Walter Bogensperger, vormals schon Kapellmeister in St. Margarethen, einen neuen Volksschullehrer. Dieser ausgezeichnete Trompeter und Musik-Allrounder übernahm sofort die Stelle des musikalischen Leiters der Musikkapelle Lessach und übte sie mit eiserner Hand bis zum August 1971 aus.
Danach übernahm abermals Josef Macheiner die Kapellmeisterstelle. In dieser Zeit wurde auch der erste Obmann offiziell von einer Jahreshauptversammlung gewählt. Dabei fiel die Wahl auf Michael Perner, Blabacher. Die inoffizielle Obmannstelle wurde in den 50er und 60er-Jahren jeweils vom amtierenden Stabführer bekleidet. Die Vorgänger von Michael Perner waren: Alois Taferner (Lex in Lessach), Georg Sagmeister (Boan-Schurl) und Johann Sagmeister (Engelramer-Hans).
Am 4. Februar 1976 wurde im Hause 'Assendl' die erste Ausschusssitzung abgehalten. Dabei wurde Franz Sagmeister, Lenzbauer, einstimmig das Vertrauen zum neuen Obmann ausgesprochen. Er bekleidete diese Stelle in der Folge 16 Jahre lang bis 1992. |
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Turmblasen in den 60er Jahren |
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Ausmarsch aus dem Lessacher Friedhof in den 60er Jahren |
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Ausrückung in Salzburg 1969 |
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Musikkapelle Lessach 1976 |
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Eine der wichtigsten Entscheidungen innerhalb der Musikkapelle Lessach wurde anlässlich einer Ausschusssitzung am 24.September 1976 beim Lenzbauer getroffen. Der Vorstand einigte sich dahingehend, für die Musikkapelle Lessach eine eigene Tracht anzuschaffen. Die größte Sorge bereitete den Ausschussmitgliedern damals, die dazu nötigen Geldmittel aufzubringen. Im Herbst/Winter 76/77 begab sich die Musikkapelle auf 'Wanderschaft', d.h., sie besuchte jedes Haus in Lessach, gab ein Musikstück zum Besten und bat gleichzeitig um eine Spende zur Anschaffung der neuen Tracht. Abgesehen von ein paar Ausnahmen war jede Lessacher Familie bereit, das Ihrige beizutragen und nur so war es möglich, die Arbeiten in Auftrag zu geben. Am 19.Mai 1977 wurde in der Pfarrkirche Lessach die Einweihung der neuen Tracht feierlich begangen. Die Musikkapellen aus Ramingstein, Göriach und Seetal verschönerten dieses Fest noch zusätzlich. |
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Musikkapelle Lessach in neuer Tracht |
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Zapfenstreich 1988 |
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Zum wohl größten Ereignis in der Vereinsgeschichte der Trachtenmusikkapelle Lessach kam es im Jahre 1991. Unter der Teilnahme von 11 Lungauer Blasmusikkapellen, 17 Feuerwehren und der Schützenkompanie Lessach wurde am 18.August 1991 das, mit beträchtlichen, finanziellen Mitteln errichtete, Vereinshaus den 3 Vereinen, Freiwillige Feuerwehr, Schützenkompanie Lessach und Trachtenmusikkapelle Lessach, übergeben.
Die Trachtenmusikkapelle Lessach bekam dadurch ein neues Probelokal mit allen notwendigen Nebenräumlichkeiten, wie Aufenthaltsraum, Abstellraum sowie Kapellmeisterbüro. Dieses neue Probelokal entspricht voll den heutigen technischen Anforderungen bezüglich Akustik und Schallreflektion. |
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Vereinshausweihe 1991 |
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Am 16. Jänner 1994 legte Josef Macheiner, Schneidermeister, im Rahmen der Jahreshauptversammlung seine Funktion als musikalischer Leiter der Trachtenmusikkapelle Lessach zurück. Josef Macheiner übte diese Funktion mit mehreren, kürzeren Unterbrechungen über 38 Jahre aus und war 48 Jahre Mitglied der Trachtenmusikkapelle Lessach. Beim Frühlingskonzert am 21. Mai 1994 wurde er zum Ehrenkapellmeister ernannt.
Josef Macheiner, welcher außer dem Klarinettenspiel keinerlei musikalische Ausbildung besaß, brachte die Trachtenmusikkapelle auf den Stand, dass sie in der Lage war, bei entsprechenden Besetzung, welche sich ja ständig ändert, blasmusikalische Oberstufe zu spielen. Mit viel Fleiß und Ehrgeiz, er musste sich sein Musikwissen selbst aneignen, verbrachte er seine gesamte Freizeit für die Blasmusik. Mit ihm ist eine Lessacher Musiklegende ausgeschieden. |
Zum Nachfolger als musikalischer Leiter der Trachtenmusikkapelle Lessach wurde sein Sohn, seit 1981 schon Kapellmeisterstellvertreter, Eduard Macheiner bestellt.
Heute besteht die Trachtenmusikkapelle Lessach aus ca. 36 aktiven Musikern, 2 Marketenderinnen, Trommelwagenführer, Schellenbaumträger sowie 3 Ehrenmitgliedern. Das Durchschnittsalter der Kapelle beträgt ca. 23 Jahre.
Die Trachtenmusikkapelle beteiligt sich im Durchschnitt an ca. 30 Ausrückungen pro Jahr, bestreitet ca. 45 Gesamtproben sowie ca. 30 Teil- oder Registerproben.
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